Presseberichte von und mit Jens Fritzsch

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November 2024 - Freie Presse Stollberg schreibt ...

Vom Erzgebirge ins Atlas-Gebirge: Extremsportler auf Rädern

Seit Jahrzehnten begibt sich der Stollberger auf Langstreckenabenteuer – egal ob Marathon oder Rallye. Im September bretterte er durch Marokkos Wüste und erlebte dabei mehr Action, als er im Voraus gedacht hätte. Stollberg - Es regnet wie aus Eimern. Der Himmel über dem nordafrikanischen Marokko schickt – so sagen Einheimische – so viel Wasser wie seit 30 Jahren nicht mehr. Jens Fritzsch fährt gerade mit seinem voll beladenen, kleinen Renault-Transporter durch das Atlas-Gebirge, als es ihn beinahe von der Fahrbahn schwemmt. Wasser, Schlamm und Geröllmassen überfluten die Straße – Action für den Stollberger, dabei hatte sein eigentliches Abenteuer noch gar nicht begonnen. Bereits seit Jahrzehnten stürzt sich der Erzgebirger auf zwei Rädern ins Gelände. Der 56-Jährige ist Extremsportler, leidenschaftlicher Rallyefahrer und zugleich Marathonläufer. Von klein auf liebte er den Nervenkitzel, mit hohen Geschwindigkeiten durch den Wald zu brettern. Mit acht, neun Jahren erhielt er sein erstes Moped, raste durch die selbst gebauten und abgesteckten Mini-Rennstrecken. „Schon jahrelang, bevor ich meinen Führerschein machen konnte, fuhr ich mit dem Moped und später mit der Moto-Cross – und immer Offroad, denn auf der Straße habe ich mich nie wohlgefühlt“, erzählt Fritzsch, der zugleich in Erinnerungen schwelgt: „Der Reiz, Rennen zu fahren, lebte schon damals. Ich habe unheimlich viel Material verbraucht. Was wir alles verschleißmäßig kaputt gefahren haben ...“ Es ist aber nicht einfach nur der Rallyesport, der Fritzsch begeistert, sondern die Langstrecke – und der Reiz, immer wieder neue Regionen und neue Strecken kennenzulernen. „Ich bin immer auf der Suche nach Veranstaltungen, die ich noch nicht kenne. Ich bin nicht der Typ Wiederholungstäter. Es gibt Personen, die fahren seit 20 Jahren dieselbe Rallye, aber das gefällt mir nicht“, sagt der Hobby-Extremsportler. Aus demsel- ben Grund hat er im September erst- mals an der „Baja Morocco“ teilge- nommen. Allein begab er sich nach Nordafrika, absolvierte die mit 1300 Kilometer etwas kürzere Langstreckenrallye, teils durch Leichtsanddünen, teils durch Wadis in der Wüste, die nach den Regentagen wahren Flusstälern glichen. „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht”, blickt Fritzsch zurück. Ein besonderer Spaßfaktor war für den Stollberger, erstmals seit DDR-Zeiten wieder mit einer Zweitaktmaschine durch das Gelände gefahren zu sein – und das bei einer Rallye. Eigentlich untypisch, wie Fritzsch erklärt: „Zweitaktmaschinen sind eigentlich nicht für Langstreckenrallyes geeignet. Da diese aber nicht so lang und eher selektiv, das heißt ohne große Höchstgeschwindigkeitspassagen und stattdessen sehr technisch zu fahren war, tat ich es trotzdem, da das Motorrad viel leichter ist.“ Das große Manko aber: großer Spritverbrauch und großer Verschleiß. „Die Rallye hätte keinen Tag länger gehen dürfen.“ Am Start hatte die Maschine 60 PS, am fünften und letzten Tag noch 40. Und dennoch schaffte er es ins Ziel. Und das tatsächlich ist für Amateur- und Hobbysportler alles andere als einfach. „Es wird extrem schnell gefahren. Die Strecke führt durch Gebiete, die habe ich noch nie gesehen. Und als Motorradfahrer müssen wir, anders als die Autorallyefahrer mit ihren Co-Piloten, selbst navigieren. Und das ist lebensgefährlich, gleichzeitig im Renntempo zu fahren und auf das Navigationssystem zu schauen“, erzählt Fritzsch, der selbst nur in den seltensten Fällen das Ziel unverletzt erreicht habe. Grundsätzlich sei Ausgeglichenheit der Schlüssel zum Erfolg. „Beim Rennfahren braucht man unheimliche Ruhe. Man muss frei sein im Kopf und in jeder Situation ruhig bleiben. Hektik und Stress hingegen bringen beim Rennfahren nur Unfälle.“ Und Unfälle darf sich niemand leisten, denn die Zeit, um rechtzeitig im Ziel anzukommen, ist begrenzt: „Als Amateur ist genau das das hochgesteckte Ziel. Die Profis haben so viel Technik, Material und Geld. Als Amateur ist man froh, wenn man in der Sollzeit das Ziel erreicht. Und das bedeutet: nicht bummeln. Das ist keine Spazierfahrt.“ Genau das aber beherzigt der Erzgebirger sehr gut. Lediglich zweimal ist er nicht ins Ziel gekommen: Einmal brannte sein Motorrad aus, einmal war der Vorderreifen dahin – dafür stand er ein anderes Mal aber sogar ganz oben auf dem Treppchen. Vor fünf Jahren gewann er bei der „El Shot“ in Tunesien die Motorradwertung. Es war der bislang größte Erfolg des Hobbyrasers, der privat ein ganz anderer Mensch ist. Schüler und Personen von der Tagespflege und der Behindertenwerkstatt fährt er nach Hause. Dann drückt er eher auf das Brems-, als auf das Gaspedal. „Die Straße ist keine Rennstrecke“, sagt Fritzsch, der damit dennoch täglich Abenteuer erlebt.

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