Okt / Nov
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Interview mit Radio Mittweida
Jahrgang: 2. September 1968
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Erkundungstour in Lappland zum Jahreswechsel
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Polar Circle Marathon - Extremsportler vertraut auf Nadelspitzenhartmetall-Spikes
Etwa sieben Monate nach der Durchquerung der Atacama-Wüste in Chile hat sich Jens Fritzsch aus Stollberg einem neuen Extrem ausgesetzt. In Grönland bewältigte er den 10. Polarkreis-Marathon
Kangerlussuaq - Neudorf im Erzgebirge, Anfang Oktober: Mit den Worten 'Kann ich mich noch anmelden?' steht Jens Fritzsch aus Stollberg gut 30 Minuten vor dem Start
des Fichtelberglaufs im Wettkampfbüro. Quasi aus der Kalten heraus bestritt der Stollberger den mit 550 Höhenmeter härtesten Berglauf des Ostens.
'Trotz der 9,1 Kilometer langen Strecke bin ich nicht so richtig warmgeworden. Längere Distanzen liegen mir eher', erklärte Fritzsch, der sich nun an ein weiteres
Extrem gewagt hat. Gemeinsam mit Freundin Susanne Göbel ging Fritzsch beim 'kältesten Marathon der Welt' an den Start. Ausgetragen wurde der 10. Polarkreis-Marathon
rund um den 550-Seelen-Ort Kangerlussuaq in Grönland. Insgesamt 99 Teilnehmer aus 24 Nationenhatten sich zu dem Laufspektakel nördlich des Polarkreises versammelt.
'In diesem Ort spielt sich alles rund um die Landebahn und das kleine Flugplatzgebäude ab. Der Startort lag 30 Kilometer entfernt', berichtete Susanne Göbel, die
sich für die Halbmarathon-Distanz entschieden hatte. Ausgerechnet unter arktischen Bedingungen bestand sie in drei Stunden ihre Wettkampfpremiere. 'Ich habe aus Spaß
an der Natur teilgenommen. Ich bin keine Läuferin. Mein Element ist eher das Wasser.' Fritzsch selbst hatte nach ebenso respektablen 4:40 Stunden das in Kangerlussuaq
an der Polar-Lodge befindliche Ziel erreicht. Nach klassischen 42,195 Kilometer belegte er damit unter 60 Herren den 34. Platz. Bezeichnete er die ersten 30 Kilometer
als Spaß, entwickelte sich das letzte Drittel als Kampf mit sich selbst. 'Die einzigen Zuschauer waren einige Moschusochsen. Im Sinne der Läufer haben sich diese aber
in sicherer Entfernung aufgehalten', so Göbel. Über den dortigen Russel-Gletscher führte die Strecke. Lag das Feld am Anfang noch dicht beisammen, vereinzelten sich die
Starter später. 'Die Strecke war zum Glück markiert', so Göbel. Wie beide berichteten, benutzten viele Laufsportler normale Laufschuhe, die mit Umschnall-spikes wettkampffähig
gemacht werden sollten. 'Das reicht vielleicht für eine Sightseeingtour. Für einen Marathon sind diese unbrauchbar', schäzte Extremsportler Fritzsch ein, der selbst auf
angeschraubte 13 Millimeter lange Nadelspitzenhartmetall-Spikes vertraute. Auch von zu Bussen umfunktionierten LKW, die auf dem Inlandeis als Transportmittel dienten,
sowie davon, wie Walfleisch schmeckt, können die beiden Abenteurer nun erzählen. Nach der Durchquerung der Salzwüste in Chile im März und dem Ausflug in arktische Gefilde
zieht es Susanne Göbel und Jens Fritzsch aber wieder in wärmere Gefilde. 'Es geht wohl wieder in die Wüste.'
Atacama Crossing - Die trockenste Wüste liegt in Chile ...
... und da es dort Anfang März auch einen Marathonlauf über 250km gibt, gab es eine Herausforderung für Jens Fritzsch.
Doch bis es losgehen kann ist eine lange Vorbereitung notwendig. Nachweise über bewältigte Ultramarathon-Läufe und ein ärztliches Attest waren Grundvoraussetzung
für die Teilnahme, denn der lauf hatte einiges an Schwierigkeiten zu bieten. Auf einer Höhe zwischen 2300 und 3300 Metern wurde verschiedenes Terrain unter die
Laufschuhe genommen. Steinfelder wechselten sich mit Gebirgspässen ab, Sanddünen mit ausgetrockneten Salzseen. Da der Lauf in Eigenverpflegung absolviert werden musste,
hatte jeder Läufer einen speziellen Laufrucksack dabei, in dem sich der Proviant und die Notfallausrüstung befanden. Der Rucksack von Jens Fritzsch hat am Start ein
Gewicht von 10kg. Auf der Strecke gab es alle 10 bis 15 Kilometer einen Checkpoint an dem jeder Teilnehmer 1,6 Liter Wasser bekam. Das musste bis zum nächsten
Kontrollpunkt reichen. Freundin Susi, ein fester Bestandteil des Helferteams hatte von früh 5 Uhr bis spät am Abend viel zu tun. Auch an dem einen oder anderen
Checkpoint hatte Jens Fritzsch sich dann gefreut ein paar Worte deutsch zu reden. Doch viel Zeit blieb nicht. Laufen, laufen, laufen und die spärliche Streckenmarkierung
nicht zu verfehlen stand auf dem Programm. Der Höhepunkt dieses Ultrarennens bestand aus der Durchquerung des Salar de Atacama, der größten Salzpfanne Chile’s. Mit einer
Tageshöchsttemperatur von 45°C und einen schier endlos erscheinenden Horizont war es auch eine psychische Belastungsprobe. Insgesamt waren 149 Teilnehmer aus 40 Nationen
am Start. Von fünf deutschen Teilnehmern haben immerhin drei das Ziel erreicht.
Es ist eine tolle Erfahrung so Jens Fritzsch, doch hat so ein Wüstenlauf auch seinen Preis und damit meint er nicht in erster Linie das hohe Startgeld. Der menschliche
Körper wird weit über die normale Belastungsgrenze hinaus gefordert. Jens Fritzsch will nicht zur Nachahmung anstiften, jedoch vielen Menschen damit zeigen, was möglich
ist. Die Gesamtlaufzeit betrug 65:29:55. Nach 36 Stunden Heimreise wird Jens Fritzsch erst einmal die verlorenen Pfunde wieder anfuttern und seine geschundenen Füße auskurieren.
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